ttt – titel thesen temperamente
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Kultur (D 2025)
"ttt" von der Berlinale Kino mit Star-Faktor: Kalte, glitzernde Gegenwelten: Dorthin entführen die Weltstars Robert Pattinson und Marion Cotillard das Berlinale-Publikum in diesem Jahr. Pattinson taumelt als Roboter "Mickey 17" über einen Eisplaneten, den Oscar-Gewinner Bong Joon-Ho im gleichnamigen Science-Fiction-Film erschaffen hat. Cotillard kehrt in "La Tour de Glace" dagegen in die 1970er Jahre zurück und schlüpft dort in die Rolle einer mär¬chenhaften Schneekönigin. Sind das cineastische Fluchtreflexe angesichts unserer harten politischen Gegenwart? Oder erkunden die Stars hier die Imaginationskraft des Kinos? (Autor: Norbert Kron) Spielfilmdebüt "Mit der Faust in die Welt schlagen": Die ostdeutsche Provinz um die Jahrtausendwende: Hier wachsen die Brüder Philipp und Tobias auf – zwischen dem Scheitern ihrer Eltern, dem Unvermögen ihrer Lehrer und den Lockungen rechtsradikaler Freizeitabenteuer. Constanze Klaues Filmdebüt "Mit der Faust in die Welt schlagen" nach dem gleichnamigen Roman von Lukas Rietzschel ist ein vielschichtiges und berührendes Familiendrama über die Bitterkeiten des Lebens in einer Zeit des radikalen Umbruchs. Und zugleich das sensible Porträt jener Generation Ost, die in den 90er und 2000er Jahren in Deutschland aufwuchs. (Autor: Lutz Pehnert) Wie neu macht Tricia Tuttle die Berlinale?: 75 Jahre Berlinale und, wieder mal alles neu: Als Festivalchefin übernimmt die Amerikanerin Tricia Tuttle, begleitet von Hoffnung und Erwartung in herausfordernder Zeit. Sie verspricht, die traditionell hochpolitische Berlinale wieder zu dem zu machen, was sie lange viel zu wenig war: Ein Schaufenster für Filmkunst, die auch das Publikum mitreißt. Der Glamour-Faktor, das Star-Aufgebot auf dem Roten Teppich mag nur begrenzt steigerbar, der Bedeutungsverlust des Kinos nicht einfach kompensierbar sein. Doch wenn – wie Tricia Tuttle hofft – bei der Berlinale mehr über tolle Filme geredet würde statt über Krise – besser könnte es für Berlin und das Kino kaum kommen. "ttt" redet mit Tricia Tuttle. (Autor: Andreas Lueg) In der Gewalt der Hamas: Zwei Dokumentarfilme erzählen von den Familien israelischer Geiseln. 2013 war David Cunio als Schauspieler zur Berlinale geladen, mit dem Spielfilm "Youth" von Tom Shoval. Nun hat ihm der Regisseur einen Dokumentarfilm gewidmet, der sich ins Gedächtnis brennt, denn David Cunio wurde am 7. Oktober bei der Terrorattacke der Hamas entführt. 2013 spielte er gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Eitan ein Brüderpaar, das die Eltern aus existenziellen Geldnöten retten will und deshalb eine junge Frau entführt. Der Plot von einst erscheint Regisseur Shoval nach dem Überfall der Hamas wie ein Menetekel und so begibt er sich zusammen mit Davids Familie auf eine dunkle filmische Erinnerungsreise. Auch der Film "Holding Liat" begleitet die Angehörigen israelischer Geiseln aus dem Kibbuz Nir Oz bei ihrem zermürbenden Kampf für die Freilassung von Liat Beinin Atzili und Aviv Atzili. 16 Monate nach dem brutalen Überfall offenbaren diese beiden Filme das persönli¬che Drama ebenso wie die gesellschaftlichen Konflikte, die das Land tief spalten. Ausgang ungewiss. Gerade hat die Hamas angekündigt, keine weiteren Geiseln freizulassen. (Autorin: Petra Dorrmann) Jenseits der Front: Zwei Berlinale-Dokumentationen erzählen von Russlands Ukraine-Krieg und seinen Folgen. Oktober 2021 – eine Dokumentarfilmerin beginnt in Moskau mit den Dreharbeiten über russische Journalisten, die für den unabhängigen TV-Kanal "Doschd" arbeiten. Gerade wurde Putins Gesetz über "ausländische Agenten" massiv verschärft – der Film will erzählen, ob und wenn ja, wie freie journalistische Arbeit unter diesen Bedingungen noch möglich ist. Aber dann beginnt Russlands Angriffsrieg gegen die gesamte Ukraine und aus den "ausländischen Agenten" werden über Nacht "Extremisten". Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit: Dem Team von "Doschd"Journ droht unmittelbar Verhaftung. Wer ein Visum hat oder noch bekommt, flieht. Der Film "My undesirable Friends" erzählt vier Monate einer dramatischen Entwicklung, in der sich das kriegsführende Russland im Innern in ein totalitäres Regime verwan¬delt. Februar 2022 – eine Dokumentarfilmerin ist gerade zu Besuch in ihrer ukrainischen Heimat, als plötzlich der Krieg über das gesamte Land hereinbricht. Sie beschließt sofort, diesen Krieg zu dokumentieren. Aber sie geht mit der Kamera nicht an die Front, sondern sie bleibt im Hinterland, in Odessa am Schwarzen Meer und beobachtet dort die Menschen. Sie filmt, wie der weit entfernte und doch stets präsente Krieg nach dem Leben der Menschen greift, die versuchen, zwischen Luftalarm, Raketeneinschlägen und Stromausfall irgendwie ihr Leben weiterzuleben, Normalität zu simulieren. Zwei Filme, die von den Schockwellen dieses Krieges jenseits der Front erzählen. "titel thesen temperamente" hat die beiden Regisseurinnen getroffen und nach ihren Dreharbeiten und ihren Erlebnissen gefragt. (Autor: Ulf Kalkreuth)
- Kino mit Star-Faktor: Kalte, glitzernde Gegenwelten.
- Constanze Klaues Filmdebüt "Mit der Faust in die Welt schlagen".
- Wie neu macht Tricia Tuttle die Berlinale?.
- Jenseits der Front: Zwei Berlinale-Dokumentationen erzählen von Russlands Ukraine-Krieg und seinen Folgen.