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ARD
So, 25.05.2025 | 23:35 - 00:05

Literatur (D 2025)

Luz: Zwei weibliche Halbakte. Aus dem Französischen von Lilian Pithan: Weil er Geburtstag hatte und verschlief, entging der französische Autor und Zeichner Rénald "Luz" Luzier am 7. Januar 2015 dem Anschlag auf seine Redaktion "Charlie Hebdo" nur knapp. Der Karikaturist verarbeitete die Erinnerung an seine ermordeten Kolleginnen und Kollegen in dem Buch "Katharsis", nachdem er eine Zeit lang gar nicht zeichnen konnte. Nun hat er ein neues Werk vorgelegt, das wenig mit Karikaturen zu tun hat und ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte aus der Sicht eines Bildes erzählt. In Luz' neuem Buch führt das titelgebende Gemälde "Zwei weibliche Halbakte" des Expressionisten Otto Mueller durch die Erzählung, von seiner Entstehung 1919 durch die Weimarer Republik, den Nationalsozialismus, die Ausstellung "Entartete Kunst" bis in die Nachkriegszeit. Luz hat sich für seinen berückenden Comic über NS-Raubkunst einen wahrlich extravaganten Blickwinkel gewählt: Wir ziehen mit dem Kunstwerk durch die Wohnzimmer einiger Menschen, aber auch durch Lagerhallen, Ateliers und diverse Städte, bis wir im Museum Ludwig in Köln landen. Im Gespräch mit Denis Scheck berichtet der international gefeierte Comickünstler von seiner Idee, über ein Gemälde ganze Jahrzehnte deutscher Geschichte zu erzählen. Heinrich Breloer: Ein tadelloses Glück. Der junge Thomas Mann und der Preis des Erfolgs : Am 6. Juni 1875 wurde Thomas Mann in Lübeck geboren – ein Autor, ein Literaturnobelpreisträger, der vielfältige Resonanzen in Film und Literatur erfahren hat. Wie wurde Thomas Mann zu der literarischen Lichtgestalt, als die wir ihn heute wahrnehmen? Für diese Frage macht Heinrich Breloer Mann selbst zum Romanhelden. Wir folgen ihm in die frühen Jahre kurz vor und kurz nach der Veröffentlichung der "Buddenbrooks", erleben das Werben um die Millionenerbin Katia Pringsheim mit und seine Zeit in München, den Aufstieg in die Rolle als repräsentativer Schriftsteller. Heinrich Breloer hat als Drehbuchautor und Regisseur mit seiner "Buddenbrooks"-Verfilmung ein Meisterwerk geschaffen und in drei Teilen die Familiengeschichte der Manns verfilmt. Sein nun als "Sachroman" erschienener Text war zunächst als Fernsehproduktion geplant. Im Gespräch mit Denis Scheck erzählt er von dem Wechsel vom Set an den Schreibtisch und von der ungebrochenen Faszination für Thomas Mann. Die Empfehlung von Denis Scheck: Getäuscht von Juri Felsen, übersetzt von Rosemarie Tietze : Immer wieder schreibt der Literaturbetrieb Geschichten über Schatzfunde, nicht minder erstaunlich, wie die Archäologie mit ihren Nachrichten von der Entdeckung neuer Pharaonengräber. So ein Sensationsfund ist der Roman "Getäuscht" des russischen Autors Juri Felsen. Ursprünglich erschien dieser 1930 in einem russischen Exilverlag in Paris. Zu seinen begeisterten Lesern zählte Vladimir Nabokov. Und doch geriet der Roman in Vergessenheit. Juri Felsen erzählt in "Getäuscht" von einer unerwiderten Liebe des namenlos bleibenden Ich-Erzählers zu der ebenso schönen wie unkonventionellen Emigrantin Ljolja. Was aber macht Juri Felsens Roman heute zu einem literarischen Ereignis? Seine an Marcel Proust geschulte Prosa. Felsen legt das Seelenleben seines in Paris lebenden Exilanten unter das Vergrößerungsglas einer Sprache, die seine Gefühle und Gedanken noch bis in die letzten Ausfältelungen mit seelenzerfieselnder Präzision zu sezieren vermag. Er ist verliebt und verzweifelt, und analysiert sein inneres Chaos mit erbarmungsloser Klarsicht: "Das Ende der Verzweiflung wird kommen, in Form von Vergessen, Überdruss, einem Ersatz, meinetwegen auch dem Tod, einem dummen und bedauernswerten, aus Entkräftung. Vorerst treiben mich, ingrimmig und ichbezogen, immer noch dieselben Berechnungen von Ljoljas Gewogenheit um, wie es jetzt, genauestens und endgültig, darum steht." Der russische Jude Juri Felsen selbst fand einen dummen und bedauernswerten Tod 1943 in Auschwitz, zuvor hatte er versucht, vor den Nazis aus Frankreich in die Schweiz zu fliehen. Sein Roman "Getäuscht" lässt sich nun in einer glänzenden, die Sprachbewegungen von Felsens meisterhafter Prosa bis in die letzten Details nachbildenden neuen Übersetzung von Rosemarie Tietze wiederentdecken. Und wie immer: Denis Schecks pointierte Revue der Spiegel-Bestsellerliste, diesmal Sachbuch, musikalisch eingeläutet mit Klängen des Leipziger Musikers "Oh No Noh" alias Markus Rom, der den Wohlklang zwischen Technik, Alltagsgeräuschen und unkonventionellen Settings sucht. Eine Entdeckung!

Thema
  • Luz: Zwei weibliche Halbakte..
  • Heinrich Breloer: Ein tadelloses Glück.
  • Die Empfehlung von Denis Scheck: Getäuscht von Juri Felsen, übersetzt von Rosemarie Tietze.
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