kulturMONTAG Spezial aus Salzburg

Kultur (A 2025)
Endspiele – Die Salzburger Festspiele 2025: In einer Zeit krisenhafter Umbrüche, in der vieles auf eine geopolitische Neuordnung zusteuert, rücken die Salzburger Festspiele ihren Blick auf historische Machtzentren und auf Extremsituationen des menschlichen Daseins. Unter dem Motto "Endspiele" stehen die Themen um Macht, das eigene Überleben, aber auch Hoffnung und Sehnsüchte im Fokus des Programms, etwa in Georg Friedrich Händels "Giulio Cesare in Egitto", Donizettis "Maria Stuarda" oder im Endzeitdrama "Die letzten Tage der Menschheit" von Karl Kraus. Martin Traxl erwartet für diese Sonderausgabe live aus dem Malersaal der Salzburger Festspieler eine hochkarätige Gästeschar, darunter Regisseur Peter Sellars, die französische Barock-Spezialistin Emmanuelle Haïm , Regisseur Ulrich Rasche, die litauische Sopranistin Ausrine Stundyte sowie eine musikalische Überraschung. Ziemlich beste Feinde – Georg Friedrich Händels "Giulio Cesare in Egitto": Hier kämpft jeder gegen jeden – eine Art Kampfplatz hat der deutsche Barock-Komponist Georg Friedrich Händel in seiner Oper rund um den römischen Herrscher Cäsar geschaffen. Die Geschichte dreht sich um dessen Feldzug nach Ägypten, den politischen Mord an seinem Gegner Pompeius, seine Liebe zu Kleopatra, die ihren Bruder mit Cäsars Hilfe vom Thron stürzt. Für die Eröffnungspremiere der heurigen Salzburger Festspiele hat Intendant Markus Hinterhäuser eine illustre Besetzung gefunden. Der renommierte französische Countertenor Christoph Dumaux in der Rolle des römischen Diktators verliebt sich in die von der ukrainischen Sopranistin Olga Kulchynska verkörperte Kleopatra, die ihre Karten clever zu spielen weiß. Der russische Regisseur und Bühnenbildner Dmitri Tcherniakov debütiert mit der Inszenierung dieses ebenso amourösen wie politischen Spiels. Die französische Dirigentin Emmanuelle Haïm gilt als Expertin für die Werke Händels und trägt in Salzburg mit ihrem Barockensemble Le Concert d'Astrée, das sie vor 25 Jahren gegründet hat, die musikalische Verantwortung für die Produktion. Die beiden Festspiel-Debütantinnen Emmanuelle Haïm und Olga Kulchynska sind live zu Gast bei Martin Traxl und sprechen über die Macht der Musik, den Machthunger der Herrschenden und die Krisen der Gegenwart im Spiegel der Geschichte. Künstlerische Freiheit als Grundwert menschlicher Zivilisation – Eröffnungsrede von Anne Applebaum: Bei der Programmpräsentation hat Markus Hinterhäuser vor dem "drohenden Ende der liberalen Demokratie, das in vielen Köpfen als Wunschvorstellung herumgeistert", gewarnt. Gleichzeitig versucht er sich mit Blick auf die Weltkrisen als Mutmacher: "Auf eine Apokalypse folgt immer eine neue Erde." Mit der Wahl von Anne Applebaum als diesjährige Eröffnungsrednerin ist ihm wahrlich ein Coup gelungen. Die polnisch-amerikanische Historikerin sowie Trägerin des Pulitzerpreises und des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels analysiert in ihrer Festrede die tiefgreifenden ideologischen Umbrüche, den erkennbaren Niedergang der Demokratie und die Zunahme autoritärer Bündnisse der Gegenwart. Im Gegenzug verteidigt sie die Zivilgesellschaft und die künstlerische Freiheit als Grundwerte der menschlichen Zivilisation. Applebaum gilt als eine der wichtigsten Beobachterinnen der erstarkenden Autokratien in Ost und West, als Kritikerin russischer Expansionspolitik und als eine der eindringlichsten Mahnerinnen vor der Zersetzung westlicher Demokratien, wie sie jüngst in ihrem Buch "Die Achse der Autokraten" belegt. Macht und Intrigen Marke Donizetti – "Maria Stuarda" mit Lisette Oropesa und Kate Lindsey: Um Zoff und die Rivalität zwischen zwei Königinnen, Macht und Intrigen am englischen Hof, weibliche Herrschaftsansprüche, Schuld und Sühne, religiöse und politische Konflikte, Liebe und Verrat, das Schicksal und den Tod dreht sich alles in Gaetano Donizettis Oper "Maria Stuarda". Der Stoff basiert auf dem historischen Konflikt zwischen Maria Stuart, Königin von Schottland und Elisabeth I., Königin von England. Zwei Herrscherinnen: eine katholisch und schottisch, die andere protestantisch und englisch. Eine auf den Befehl der anderen im Gefängnis. Zwischen ihnen ein Mann, der zwischen Loyalität und Liebe balanciert. In Donizettis Meisterwerk des Belcanto sind die beiden US-amerikanischen Sängerinnen Kate Lindsey und Lisette Oropesa als Widersacherinnen zu sehen. Für das Leading Team fand Markus Hinterhäuser in dem deutschen Regisseur Ulrich Rasche und dem italienischen Dirigenten und Wahl-Berliner Antonello Manacorda die perfekte Besetzung. Wie Rasches Maschinentheater mit Donizettis fragilem Belcanto korrespondieren und wie sich darin die unerbittlichen, brutalen Mechanismen von politischer Macht offenbaren – darüber sprechen die beiden langjährigen Freunde mit Martin Traxl live im Malersaal. "Die letzten Tage der Menschheit" mit Dörte Lyssewski, Michael Maertens und Marie-Louise Stockinger auf der Perner Insel: "Die grellsten Erfindungen sind Zitate" – so beschrieb der unerschrockene Chronist Karl Kraus die Schrecken des Ersten Weltkriegs. Sein Marsdrama "Die letzten Tage der Menschheit" stellen eine scharfsinnige wie bittere Abrechnung über die Abgründe des Krieges in all ihrer grotesken und unerträglichen Absurdität dar. Mit Dörte Lyssewski, Michael Maertens und Marie-Louise Stockinger inszeniert der tschechische Regisseur Dušan David Pařízek die Kraus'sche Anklage in hochkarätiger Besetzung auf der Perner-Insel. Er legt dabei die verstörende Aktualität frei und stellt die Frage nach der moralischen Verantwortung eines jeden Einzelnen in einer Gegenwart, die akut von Populismus, Desinformation und Kriegstreiberei geprägt ist. "One Morning turns into an Eternity" – Peter Sellars inszeniert Mahler und Schönberg: Einen Höhepunkt des Opernprogramms liefert Peter Sellars, der schon seit den führen 1990er Jahren gern gesehener Gast bei den Salzburger Festspielen ist. Er inszeniert unter dem Titel "One Morning turns into an Eternity" einen Abend mit Gustav Mahlers "Der Abschied" und "Erwartung" von Arnold Schönberg. In beiden Stücken komme der persönliche Verlust eines Menschen zum Ausdruck, erklärt der 67-jährige US-Amerikaner – "daraus entstehen viele Gedanken und Erinnerungen, die zu Herzen gehen – Dinge, die wir alle fühlen, alles ist Traum und Wahrheit zugleich." Die Werke der beiden Komponisten, die einander gut kannten, sieht er als Ausdruck der Emotionen zweier Menschen, die Schreckliches durchlebt haben und an einem Punkt standen, an dem sie so nicht weitermachen konnten. Live im Malersaal begrüßt Martin Traxl Regisseur Peter Sellars sowie die litauische Sängerin Ausrine Stundyte, die als Solistin in Schönbergs "Erwartung" singt.
- Endspiele – Die Salzburger Festspiele 2025.
- Ziemlich beste Feinde – Georg Friedrich Händels "Giulio Cesare in Egitto".
- Künstlerische Freiheit als Grundwert menschlicher Zivilisation – Eröffnungsrede von Anne Applebaum.
- Macht und Intrigen Marke Donizetti – "Maria Stuarda" mit Lisette Oropesa und Kate Lindsey.
- "Die letzten Tage der Menschheit" mit Dörte Lyssewski, Michael Maertens und Marie-Louise Stockinger auf der Perner Insel.
- "One Morning turns into an Eternity" – Peter Sellars inszeniert Mahler und Schönberg.
- Peter Sellars (Regisseur)
- Emmanuelle Haïm (französiche Barock-Spezialistin)
- Ulrich Rasche (Regisseur)
- Dörte Lyssewski (Schauspielerin)
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