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Leopoldina Habsburg – Die Geburt des modernen Brasilien

Leopoldina Habsburg – Die Geburt des modernen Brasilien
3SA
So, 03.03.2024 | 13:56 - 14:40

Geschichte (A 2022)

September 1822: Prinz Pedro I. und seine Gemahlin Leopoldina rufen das brasilianische Kaiserreich aus und befreien das Land vom Joch der Kolonialmacht Portugal. Ein wagemutiger Schritt, der die Granden der europäischen Politik überrascht und verärgert. Hätte ihn das Herrscherpaar nicht gesetzt, würde es Brasilien in seiner jetzigen Form nicht geben – die Region wäre in Teilrepubliken zerfallen. Zerrissen von einem Zweifrontenkrieg gegen Feinde in der Nachbarschaft und auf dem europäischen Kontinent: Visionärin und Schlüsselfigur in der Geschichte Brasiliens ist Leopoldina von Habsburg, die bis heute als "Mutter der Nation" verehrt wird. Die Kaisertochter aus Wien – eine Großnichte Marie-Antoinettes – wird aus politischem Kalkül mit dem portugiesischen Kronprinzen Pedro I. verheiratet. Sein Vater, der König von Portugal, hat sich auf der Flucht vor Napoleon mit seinem Hof in die Kolonie Brasilien zurückgezogen. So wird die "verkaufte" junge Habsburgerin im frühen 19. Jahrhundert zur ersten europäischen Prinzessin auf südamerikanischem Boden. Hochgebildet und interessiert an Botanik, Mineralogie und politischen Entwicklungen, übt sie von Beginn ihrer anfangs glücklichen Ehe an großen Einfluss auf die Entscheidungen ihres Gemahls Dom Pedro aus. Sie ist es, die ihn schließlich dazu drängt, die brasilianische Bevölkerung bei ihrem Kampf um Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Portugal zu unterstützen und dadurch den Fortbestand der Monarchie in Brasilien zu sichern. Mit den legendären Worten "Der Apfel ist reif. Pflücke ihn!" gibt sie ihm den entscheidenden Anstoß, Brasilien vom Joch Portugals zu befreien und das Kaiserreich Brasilien auszurufen. Doch vor den Gewaltattacken ihres cholerischen Mannes schützt sie ihr Einfluss nicht. Zeit ihres kurzen Lebens ist sie seinen Misshandlungen ausgesetzt. Er nimmt sich eine Geliebte, demütigt Leopoldina in aller Öffentlichkeit und ist gewalttätig. Schließlich bringt Leopoldina den lang ersehnten Thronfolger auf die Welt – die dynastische Pflicht ist erfüllt, und es gibt nun keinen Grund mehr für den Kaiser, sich mit seiner Gemahlin zu arrangieren. Leopoldina stellt ein Ultimatum – was den Konflikt vollends eskalieren lässt. Dom Pedro reagiert mit Gewalt. Wenig später stirbt Leopoldina nach einer Fehlgeburt. Das brasilianische Volk gibt dem Kaiser die Schuld am Tod der "Landesmutter" – er muss den Thron an seinen Sohn Pedro II. abgeben und das Land verlassen. Die Dokumentation beleuchtet eine weitgehend unbekannte Episode in der Geschichte der Habsburger, in deren Zentrum die tragische Frauenfigur Leopoldina steht, deren Streben nach Wissen und Unabhängigkeit sie nicht vor Einsamkeit, Schmerz und den Zwängen des Patriarchats bewahren konnte.