"Elite" ist zum Kampfbegriff geworden. Es geht um Macht und Einfluss. Aber wer sollen "die da oben" sein? Wie prägen Eliten die aktuelle gesellschaftliche Lage wirklich? Wer gehört zur Elite? Kann jeder in diese Kreise aufgenommen werden? Salwa Houmsi geht der Frage nach, ob Eliten einen Anteil beim Aufstieg der Populisten in Europa haben. Und: spielen Eliten auch in der Kulturwelt eine Rolle? Auf einer Wohltätigkeitsgala in Berlin kommen Unternehmerinnen und Unternehmer, Prominente und Adel zusammen. Viele von ihnen sind sich darin einig, dass sie zu einer Elite gehören. Die einen, weil sie sich hochgearbeitet haben, die anderen, weil sie in elitären Kreisen geboren wurden. Doch wie viel Einfluss haben sie wirklich? Der Soziologe Michael Hartmann gilt als der renommierteste Elitenforscher in Deutschland und unterscheidet mehrere Phasen des Diskurses. Während bis zur Finanzkrise der Elitebegriff größtenteils positiv besetzt worden war, sei er heute vor allem zu einem rechten Kampfbegriff mutiert. Wie konnte es so weit kommen? Selbst die zukünftige Elite will sich nicht als solche bezeichnen: Das Internat Schloss Neubeuern in Bayern wirbt mit einer hervorragenden Ausbildung, mit vielfältigen Möglichkeiten, die sich den Schülerinnen und Schülern nach ihrer Schulzeit eröffnen sollen. Kleine Klassen, in denen ein Dresscode gilt: Smart Business. Knapp 4.000 Euro kostet ein Platz im Internat monatlich. Im direkten Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft und Politik können sich die Teenager bereits im Netzwerken ausprobieren. Muss sich, wer zu Deutschlands wirtschaftlicher Elite gehören möchte, den sozialen Gepflogenheiten der Chefetagen anpassen? In seinem Dokumentarfilm "The Driven Ones" erzählt der Schweizer Filmemacher Piet Baumgartner davon, wie schwer es ist, sich in die Elite hochzuarbeiten. Er hat zukünftige Unternehmensberaterinnen, Start-Up-Gründer sowie CEOs begleitet und erstaunliches beobachtet: es kommt zu einem Umdenken in Teilen der jungen Wirtschaftselite. Sie diskutieren die Frage, ob die Gesellschaft nicht eher zusammenhalten würde, wenn Profite nicht um jeden Preis maximiert werden, wenn soziale Fragen eine größere Rolle spielen. Der britische Musiker Frank Turner besuchte als Jugendlicher das britische Elite-Internat Eton. Auf Gruppenfotos lächelt er neben dem Thronfolger Prinz William. Auch er ist ins Nachdenken gekommen. Statt in exklusiven Kreisen seine Zukunft zu suchen, ist er aus dem System ausgestiegen und Musiker geworden. Mit seinem neuen Album "Undefeated" ist er zurzeit auf Tour. Doch kann man aus der Elite einfach aussteigen? Welche Wege gibt es, um elitäre Räume auch für diejenigen zugänglich zu machen, die nicht Teil eines exklusiven Kreises sind? Die Autorin Mareice Kaiser hat sich vorgenommen, die Theaterwelt umzukrempeln und glaubt, dass wir einen neuen Kulturbegriff brauchen, um aus einem "die da oben" ein "wir" zu machen.