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NO3
Do, 18.04.2024 | 21:00 - 21:45

Reisen (D 2019)

Der Greifswalder Bodden ist eine einzigartige Wasserlandschaft zwischen Rügen und dem Vorpommerschen Festland, liegt wie eine Lagune in der südlichen Ostsee. Der Name Bodden (Boden) rührt daher, weil das Wasser hier so flach ist. Schon zu DDR-Zeiten war dieses Küstengewässer ein Hotspot für Surfer. Heute ist der Greifswalder Bodden vor allem eines: faszinierendes Naturparadies mit einsamen Inseln, seltenen Tieren und jeder Menge Seefahrertradition. Im Fischerdorf Freest hat Uwe Feller mit Hingabe seinen Job als Hafenmeister gemacht. Jeden Sonnabend ab neun Uhr verabschiedete er die ausfahrenden Skipper mit eigenem Liedrepertoire mit Unterstützung durch eine mobilen Lautsprecher und vom über 20 Jahre alten Graupapagei Cora. Meist übermannte den Hafenmeister dann selbst das Fernweh. Sein Traum: eine Weltumseglung mit dem eigenen Schiff und Cora. Dafür hat er sich den alten Haikutter "Bellis" gekauft, der noch fest vertäut im Hafen liegt. Der Kutter ist noch nicht seetauglich und muss noch einmal in die Werft. In dem kleinen Ort Wieck wird anlässlich des Hafenfestes ein 42 Meter langes Seil über den Fluss Ryck gespannt. Früher hangelten daran die Fischer um die Wette, heutzutage versuchen sich Dutzende Teilnehmende von acht bis 80 Jahren im sogenannten Ryckhangeln. Wer am schnellsten auf der anderen Seite ist, wird Weltmeister. Bei seiner ersten Teilnahme ist Lars Jantzen ziemlich fix baden gegangen, beim zweiten Mal hat er es gerade so geschafft. Lars will den Pokal holen. Dafür trainiert er, bis die Hände blutig sind. Freest ist auch das Mekka handgewebter norddeutscher Teppichkunst. 1928 wurde im Bodden für drei Jahre ein Fangverbot für Hering verhängt. Der Landrat hatte damals die Idee, dass sich die Fischerfamilien mit selbst geknüpften Teppichen über Wasser halten könnten. Gut 60.000 Knoten pro Quadratmeter werden zu klassischen Symbolen wie Dreifisch, Stranddistel oder Vieranker kombiniert. Zwei ältere Damen beherrschen dieses Handwerk noch, Nachwuchs Fehlanzeige. Bis jetzt! Der angehende Mediengestalter Tom Schröder hat Großes vor mit der Teppichknüpferei. Er will die traditionellen Symbole neu auflegen. Doch erst einmal muss er die alte Kunst erlernen, ganz handfest, nicht digital. Und bei den vielen Knoten kann man sich leicht verheddern. Ein ohrenbetäubendes Gezwitscher ertönt, wenn ab März Tausende Zugvögel auf ihrem Weg in die Sommerquartiere auf der Greifswalder Oie rasten. Dann herrscht in der Vogelberingungsstation auf der Boddeninsel Hochbetrieb. Täglich gehen Hunderte Tiere ins Netz. Sie werden beringt, vermessen und gewogen. Stella Klasan ist Vogelwartin. Auf der Oie ist das für sie nicht der einzige tierische Job. Wenn der Inselscherer kommt, müssen erst einmal die 100 störrischen Pommernschafe eingefangen werden.

Schriftsteller
Produzent