Ich habe eine Verabredung mit einem Baum
Kunst (F 2024)
Eudaldo Morales Arellano, bekannt unter seinem Vornamen Eudaldo, war ein chilenischer Maler und Bildhauer, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Berühmtheit erlangte. 1949 kam der vielseitige Autodidakt nach Europa und wurde in den 50er und 60er Jahren Teil der Pariser Kunstszene, wo er unter anderem Picasso begegnete. Als er 1987 starb, hinterließ er nicht einmal genug Geld für ein Grab, dafür aber Tausende von Gemälden und Skulpturen in einem verwaisten Atelier am Ufer der Loire. Regisseur Benjamin Delattre hat Eudaldo nie persönlich kennen gelernt, aber der Künstler war mit Delattres Großmutter, einer Töpferin, liiert. Die Gemälde in ihrem Haus waren Delattres erster Kontakt mit dem heute vergessenen Maler. Die Großmutter zeigte ihm den Weg zu Eudaldos ehemaligem Atelier in einer verlassenen Straße an der Loire. Seit 30 Jahren hatte niemand mehr einen Fuß in die Künstlerwerkstatt gesetzt und doch war noch alles da – als wäre jemand plötzlich aufgebrochen und hätte alles einfach stehen und liegen gelassen. Ein beseelter und zugleich unheimlicher Ort. Delattre findet Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen, Unmengen von archiviertem Material und ein umfangreiches Werkverzeichnis. Schließlich stößt Delattre auf eine Reihe verblüffender Fotos: Eudaldo neben Picasso, der eine Clownsnase trägt, Eudaldo im Kreis berühmter Maler und Bildhauer seiner Zeit. Der Titel des Dokumentarfilms stammt aus einem Gedicht von Eudaldo: "Morgen ist ein neuer Tag, ungleich wahrer und ungleich einsamer. Der Frühling naht. Ich habe eine Verabredung mit einem Baum, der in meinem Garten blüht".