Madeira
Reisen (D 2019)
Blütenzauber auf Madeira: Das Blumenfest "Festa da Flor" ist für die Menschen auf der von Lava geformten Atlantikinsel das wichtigste Ereignis des Jahres. Damit feiern sie den Frühling, der dort klimatisch praktisch das ganze Jahr über ist, ihre Insel und sich selbst. Wer bei der großen Festparade in der Hauptstadt Funchal ganz vorn startet, hat es geschafft. Für Isabel Borges ist dieser Traum wahr geworden. Sie eröffnet diesmal mit ihrer Festgruppe Blumenkorso entlang der Hafenpromenade. Dieser Ritterschlag bedeutet aber nicht nur Ruhm und Ansehen, sondern auch mächtig Druck: Sind die selbst entworfenen Kleider prunkvoll genug? Lernen die 150 Blumenkinder die Tanzschritte rechtzeitig? Halten die Blumen auf dem Festwagen bei der Hitze durch? Jetzt heißt es für Isabel Nerven bewahren. Der 20-jährige Nelson Correia schlittert in eine Zukunft als Carreiro. Er will Korbschlittenfahrer werden und hat seine erste Fahrstunde. Auf Madeira haben die Korbschlittenfahrten eine lange Tradition. Früher ließen sich reiche Damen und Herren in den Weidekörben auf Holzkufen in die Stadt hinunter kutschieren. Heute sind die Fahrten eine Inselattraktion. Mit bis zu 30 Stundenkilometern geht es mitten auf der befahrenen Straße zwei Kilometer hinab ins Tal. Bis Nelson das Bremsen und Lenken beherrscht, muss sein Lehrer Miguel noch einige Unterrichtsstunden lang im wahrsten Sinne des Wortes mit ihm Schlitten fahren. Und dann steht die Führerscheinprüfung an – mit dem Boss der Korbschlittenfahrer als Fahrgast. Der "Schwarze Degenfisch" sieht furchterregend aus, er lebt in den tiefen, dunklen Regionen des Atlantiks. Früher war er das "Arme-Leute-Essen" der Madeirer. Im Restaurant von Catarina Carreira wird das Meeresungeheuer zum Gaumenschmaus. Das Restaurant liegt in einer sogenannten Fajã. Die Ebene am Fuß einer 500 Meter hoch aufragenden Steilwand an der Südküste ist durch Lavaströme und Erdrutsche entstanden. Catarina und auch ihre Gäste gelangen entweder per Boot oder mit der Seilbahn zum Restaurant – ein großer logistischer Aufwand. Zum Glück wächst in der fruchtbaren Fajã fast alles, was Catarina in der Küche ihres Restaurants braucht. Sogar den Spinat kann sie am Wegesrand ernten. Carlos und Rosa Mendonça besitzen die gefährlichste Bananenplantage der Insel. Sie liegt an einer Steilküste direkt am Meer. Höhenangst dürfen die beiden nicht haben, wenn sie ihre Bananenstauden pflücken. Die Ernte ist ein Drahtseilakt, bei dem jeder Schritt gut bedacht sein will. Bei einem Fehltritt geht es schließlich 700 Meter senkrecht hinab in die Tiefe. Selbst Baden ist auf Madeira nicht ungefährlich: In die von Lava geformten Naturschwimmbecken krachen Brandungsbrecher. Trotz zahlreicher Warntafeln muss Bademeister Hugo Silva höllisch aufpassen, denn die Badegäste unterschätzen die Gefahr gern und wagen sich immer wieder zu nah an die Klippen heran. Das würde den Einheimischen nicht passieren. Niemand auf Madeira käme auf die Idee, sich mit dem Atlantik anzulegen.