NDR Kultur – Das Journal
Kultur (D 2025)
Zu 1.) Sie sieht wie eine Idylle aus – die Bade, ein kleiner Bach bei Zeven in Niedersachsen. Aber 2023 starben hier auf einen Schlag Tausende von Fischen. Sie waren erstickt, weil in den angrenzenden Feldern zu viel gedüngt wurde. Flüsse ziehen wie Lebensadern durch das Land – aber nur 8% von ihnen sind in einem guten ökologischen Zustand. Die aufwendige NDR-Doku "Unser Fluss soll leben!" (am 27. Januar im NDR Fernsehen) zeigt Ursachen und Verursacher dieser Verschmutzung, welchen Einfluss Lobbyismus und Wirtschaft haben, aber auch, was sich ändern müsste und wo bereits Erfolge erzielt wurden. Der Film entstand im Rahmen einer ARD-weiten Aktion, bei der Tausende von Menschen mitmachten, um unsere Flüsse zu untersuchen und um Verbesserungen zu erreichen. Zu 2.) Man kann ihr Aussehen programmieren und mit ihnen über alles sprechen, selbst über Sex. Chatbots wie "Replika" bieten verschiedene Formen der virtuellen Partnerschaft, sie sind ständig verfügbar und erfüllen – zumindest über Sprache – alle Wünsche. Tatsächlich können solche KI-Systeme einsamen Menschen Trost spenden und emotionale Unterstützung bieten. Kritiker sehen jedoch auch die Gefahr, dass sie echte soziale Kontakte ersetzen und so zu einer verstärkten Isolation führen. Die Psychologin Johanna Degen, von einigen Medien als "Dr. Tinder" oder "Dr. Love" betitelt, forscht an der Europa-Universität Flensburg über die App "Replika", mit der man sich eine Partner*in erstellen kann. "NDR Kultur – Das Journal" spricht mit ihr über Nutzen und Schaden von Beziehungs-Chatbots. Zu 3.) KI erobert die Welt – und auch die Kunst. Zwar arbeiten immer mehr Künstler mit diesen Programmen zusammen – aber viele wehren sich auch dagegen. Es geht um Ethik, es geht um Ästhetik – und auch um Geld. Denn einerseits können diese Programme Künstler arbeitslos machen, andererseits wurden sie meistens auch mit bereits vorhandenen Kunstwerken trainiert – ohne dass dafür Künstler Geld bekommen hätten. Viele werten das als geistigen Diebstahl und protestieren dagegen, etwa das ABBA-Mastermind Björn Ulvaeus. Was verlieren die Künstler, was verliert unsere Gesellschaft, wenn wir uns an die von Algorithmen geschaffene Ästhetik gewöhnen? Welche kreativen Chancen bietet Künstliche Intelligenz anderseits? Und kann man ihr Grenzen setzen – und sollte man das? Zu 4.) Partnerschafts-Apps verändern, wie sich Menschen kennenlernen: 60 % der Deutschen sind oder waren schon einmal auf so einer App angemeldet. Manche User suchen nur Sex oder etwas "Kurzes und Unverbindliches", andere eine langfristige Beziehung. Aber wie gut funktioniert das wirklich? Der Göttinger Politikwissenschaftler Martin Beckstein erforscht Dating Apps und sieht zwischen Nutzern und den Firmen einen möglichen Interessenskonflikt: Denn je länger die Nutzer auf der App suchen, desto länger können die Betreiber mit ihnen Geld verdienen. Er plädiert deshalb für nicht-kommerzielle Apps. Die Hamburger Autorin Helena Baumeister hat über ihre Erfahrungen mit einer App den Graphic Novel "Oh cupid" (Avant Verlag) veröffentlicht. Dating mit Apps ist für sie "ambivalent, aufregend, überraschend und enttäuschend zugleich". Inzwischen hat sie darüber einen Partner gefunden. "NDR Kultur – Das Journal" spricht mit Martin Beckstein und Helena Baumeister über Vorzüge und Nachteile der Dating-Apps. Zu 5.) Eine Mutter, die ihren Sohn verliert – und dem Mörder verzeiht. Das ist die reale Geschichte von "American Mother" (Rowohlt). Colum McCann hat dieses Erinnerungsbuch zusammen mit der Mutter des US-Journalisten James Foley geschrieben, der in Syrien zur Geisel, gefoltert und ermordet wurde. McCann schildert nicht nur eindringlich das Leben und die Umstände seines Todes, sondern auch, wie die Mutter um seine Freilassung kämpfte, wie sie sich für andere Angehörige von Geiseln einsetzt – und wie sie schließlich dem gefassten Täter in einem Gefängnis gegenübersitzt – Alexanda Kotey, ein Brite, der sich dem IS angeschlossen hatte. Statt den Mörder ihres Sohnes zu hassen, vergibt sie ihm.
- Gefährdete Lebensadern: die aufrüttelnde NDR Doku "Unser Fluss soll leben!".
- Kann künstliche Intelligenz Liebe geben? Eine Psychologin erforscht "Chatbots".
- Kreativer Helfer oder Zerstörer? Die KI als Künstler.
- Liebe oder Sex? Dating-Apps wissenschaftlich untersucht.
- Hass und Vergebung – Buch über den ermordeten US-Kriegsreporter Foley.